Es ist ungewöhnlich wenn die Financial Times beim Fair Rubber e.V. anruft. Noch ungewöhnlicher war die Frage der Journalistin: Was passiert mit den Gummizapfern und Kleinbauern, wenn Reifenhersteller und andere Gummi verarbeitende Betriebe zumachen müssen? Die Antwort ist kurz und eindeutig: Sie haben ‚null’ Einkommen. Kein Käufer, keine Einnahme. Der Economist vom 4.4.2020 berichtete: „Fast ein Zehntel der Bevölkerung Thailands hat weniger als USD 2,85/Tag zum Leben. (…) Die schlimmste Dürre in den letzten zig Jahren hat die Produktion von Zucker, Reis, und Gummi reduziert.“ Thailand ist weltweit der größte Produzent von Naturkautschuk. Erschwerend zu der Dürre kommt hinzu, dass auch Thailand (wie viele Industrieländer) per Dekret das öffentliche Leben wegen des Coronavirus lahm gelegt hat. Aber im Gegensatz zu den ‚reichen Ländern’ haben die Regierungen von Indien, Sri Lanka, Indonesien, Malaysia, und Thailand kein Geld für finanzielle Notfallhilfe. Die Schließungen in den gummiproduzierenden Ländern betreffen auch Fair Trade Lieferketten: Mitglieder des Fair Rubber Vereins, die ja willens sind einen Fairen Preis zu bezahlen, sind machtlos, wenn ein Lieferant den Betrieb zeitweilig stillegen muss. Der Economist berichtete, dass selbst der weltgrößte Kondomhersteller seine Werke schließen musste (obwohl schon jetzt ein Bevölkerungswachstum wegen der CO-VID19-Schließungen absehbar ist). Die betroffene Firma ist Mitglied im Fair Rubber e.V. Die Arbeit des Vereins wurde auch im Zusammenhang mit einer Gruppe von Kleinbauern in Thailand beeinträchtigt, die kurz davor war, als Lieferantenpartner anerkannt zu werden. Unser thailändischer Kollege kam zwar bis zur nächsten Stadt – aber das Treffen wurde kurzfristig wegen der COVID-Regelungen abgesagt. Ein Gummihändler (und Freund des Vereins) beschrieb die Gesamtlage in der Gummibranche wie folgt: „Mehr und mehr verwalten wir nur noch Verzögerungen (…) Viele alteingesessene Firmen werden den finanziellen Druck und Liquiditätsengpass nicht überleben, trotz Regierungshilfen. Bislang hatten wir Glück, dass die Gummibäume in der Winterpause waren, aber wenn die jetzt im Mai zu Ende ist, und sich ein Lieferdruck aufbaut, kann ich mir nicht vorstellen, was mit dem Preis passieren wird.“ Einer seiner Kollegen kommentierte fast zynisch: „Das Gute an den aktuellen Preisen ist, daß es keine nennenswerten <Urwald->Abholzungen geben wir. Die schlechte Nachricht in Bezug auf die aktuellen Preise ist, daß kaum Zapfer und Kleinbauern übrig sei werden, um die verbleibenden Bäume zu zapfen. <Gum-mi>bäume werden gefällt wer-den, (…) Land wird anders ge-nutzt werden, die globale Nachfrage nach Gummi wird weiter wachsen – wie sie es immer getan hat. Dann werden die Preise wieder hoch gehen, (…). Da capo. Die einzige Methode diesen Teufelskreis zu durchbrechen ist eine Änderung des Preismechanismus für diesen wichtigen Rohstoff.“ Und genau das propagiert der Fair Rubber e.V. seit Jahren, und, noch wichtiger: Die Mitglieder des Vereins zeigen durch das freiwillige Bezahlen einer Fair Trade Prämie wie ,so ein Mechanismus aussehen kann. Selten hat die Lage am Gummi-Weltmarkt so dramatisch nach Fairen Handelsbedingungen verlangt.