FAIR TRADE NICHT MEHR NÖTIG ?

Die Preise für natürlichen Kautschuk haben in den letzten Monaten etwas angezogen: Statt rd. USD 1,50/kg vor einem Jahr liegen sie jetzt bei etwa USD 2,50. Das freut uns für die Produzenten. Im Gespräch mit einem Reifenhersteller, den wir für den Fairen Handel mit Gummi gewinnen wollten, kam dann allerdings die Reaktion: Eine Fair Trade Prämie sei nun wohl nicht mehr nötig.

Wirklich?

Vor einem Jahr haben die Weltmarktpreise für manche Produzenten die Produktionskosten nicht gedeckt - aber dem Fair Rubber e.V. wurde gesagt: Eure Fair Trade Prämie von EUR 0,50/kg ist viel zu hoch. Jetzt wird uns gesagt: Die Preise sind doch wieder über den Produktionskosten, da können wir unmöglich mehr bezahlen. Im Februar 2011 lagen die Gummipreise über USD 6,-/kg, und historisch gesehen waren sie im Jahr 1913(!) mit USD 6,74/kg am höchsten in der Geschichte des Naturkautschuks (1921 lag der Preis USD 0,26/kg). Aber: Das seien Spekulationspreise, heißt es!

Ob die Erdölpreise steigen (Erdöl ist die Basis für Synthesegummi - der mit Naturkautschuk konkurriert); ob in China die Konjunktur abflaut und weniger Autos (und damit weniger Reifen) gekauft werden; ob eine Regierung in einer Hochpreisphase Kautschukplanzungen fördert und (wenn die Bäume nach sieben Jahren gezapft werden können) die Preise im Keller sind, und wegen der zusätzlichen Kapazität noch tiefer sinken: V.a. Kleinbauern sind von den Schwankungen des ‘anonymen Marktes' abhängig, während sie selbst keinerlei Einfluß auf diese Spekulationen haben. Manche Plantagenangestellte haben zwar wie z.B. in Indien oder Sri Lanka feste Arbeitsverträge - aber die Plantagenbesitzer tun sich in Niedrigpreisphasen schwer, z.B. Arbeiterunterkünfte zu renovieren. Außerdem: Warum sollen Rohstoffproduzenten (und Bauern) immer akzeptieren, das es ‘genügt', wenn die Produktionskosten grade mal gedeckt werden? Warum sollen sie nicht ‘etwas mehr' verdienen dürfen? Wie gesagt: Gerade sind die Preise ‘etwas' höher. Hat das z.B. zu einer Preissteigerung bei Reifen geführt? Oder haben die Reifenhersteller genug ‘Flexibilität' um die gestiegenen Rohstoffkosten aufzufangen und sie nicht an die Kunden weiterzuleiten? In einem Autoreifen sind ca. 3 kg Naturkautschuks enthalten, die grade 3 USD mehr kosten (aktuell rund EUR 2,80). Die vom Fair Rubber e.V. festgesetzte Fair Trade Prämie würde pro Reifen EUR 1,50 mehr ausmachen. Warum war/ist das nicht möglich?