Zusatzrenten auf der New Ambadi-Plantage

Mr. K. Babu (61 Jahre) war die erste Person, die nach der Einführung des neuen Rentensystems der New Ambadi-Plantage in den Ruhestand ging. Er freut sich über die zusätzliche Rente, die er seit August 2010 bekommt.

Das neue System sieht für alle 185 Arbeiter der Plantage eine Rente in Höhe von Rs. 1000 zusätzlich zur offiziellen Pension vor. Dafür wurde ein einmaliger Pauschalbetrag aus dem FairTrade Fonds an die LIC (Life Insurance of India) bezahlt, welche das Geld verwaltet und die Auszahlung organisiert. Ein solches Rentensystem ist einmalig in der indischen Gummibranche.

Mr. K. Babu ist sehr froh darüber, dass er den Tag leichter angehen kann, da es ihm gesundheitlich nicht gut geht. Er hat sein ganzes Leben als Gummizapfer gearbeitet, ist jeden Morgen um 4.00 Uhr aufgestanden – bis um 6.00 Uhr zu schlafen, fühlt sich für ihn wie Luxus an.

Seine Frau Vishalam (54) arbeitet auch auf der Plantage und hat noch einige Arbeitsjahre vor sich. Ihre erste Rentenauszahlung wird sie im Jahre 2017 erhalten. Dann stehen große Veränderungen für die Familie an, da das Paar mit seiner erwachsenen Tochter aus der plantageneigenen Unterkunft ausziehen muss. Sie planen zu ihrem heute 31-jährigen Sohn zu ziehen, der ebenfalls als Gummizapfer auf einer naheliegenden Plantage arbeitet.

VASANTA KUMARI: RENTE FÜR WITWE

Als ihr Mann vor 17 Jahren durch einen Unfall ums Leben kam, bot die Plantage Vasanta Kumari traditionsgemäß dessen Arbeitsplatz an. Seither arbeitet die Witwe auf der New Ambadi-Kautschukplantage.Für sie als Witwe war es eine große Hilfe, dass dank der FairTrade-Zahlungen inzwischen schon ein zweiter Sparvertrag eingerichtet werden konnte, mit dem sie beim Ausscheiden aus dem Arbeitsleben ihre völlig unzureichende Rente aufstocken kann.Vasanta hat als allein erzeihende Mutter drei Kinder großgezogen. Meryn, die ältere ihrer beiden Töchter, lebt mit ihrem Mann (der als Labortechniker in einem Krankenhaus arbeitet) in Chennai. Vasanti besucht das Paar und ihre Enkeltochter einmal im Jahr für etwa eine Woche. Ihr Sohn Manu Stephen absolvierte nach seiner Schulausbildung einen zweijährigen Kurs für Hotelmanagement. Seine Mutter musste dafür insgesamt 30.000 Rupien aufbringen. Die jüngere Tochter Subi geht noch zur Schule; da es sich um eine öffentliche Einrichtung handelt, fallen keine Gebühren an, lediglich die Kosten für Lernmaterial.

Vasanta wohnt mit Manu und Subi in einem kleinen Haus ungefähr fünf Kilometer von New Ambadi entfernt: vier winzige Zimmer, Küche und Bad, die Toilette separat einige Meter hinter dem Haus. Es gibt Strom, sogar einen Fernseher, aber die öffentliche Wasserstelle auf der anderen Seite der Straße liefert nur eineinhalb Stunden am Tag Wasser, so dass dieses nur als Trinkwasser und zum Kochen Verwendung findet. Für alle anderen Zwecke dient der offene Brunnen, den sich die Familie mit den Nachbarn teilt.Jeden Morgen, wenn es noch dunkel ist, fährt Vasanti mit dem Bus zur Arbeit. Der Bus kostet hin und zurück 7 Rupien. Zapfer machen zwei Runden pro Tag und bringen es damit in der Regel auf etwa zwei Eimer voll „Latexmilch“. Die meisten Zapfer transportieren die Ernte per Fahrrad zur Sammelstelle, ein paar haben sogar Mopeds.Vasanta trägt die Eimer mit einer Schulterstange: 45 kg Flüssigkeit ‒ 18 kg Gummi. Für diese Menge bekommt sie 126 Rupien als Basislohn sowie 40 Rupien als Mengenbonus. Die zweite Zapfrunde bringt weitere 72 Rupien. Offiziell wird an sechs Tagen gearbeitet, aber wie die meisten anderen Zapfer arbeitet Vasanta normalerweise auch am Sonntag: Der Bonus ist dann viel höher und wenn alles gut geht, bekommt sie für eine Sonntagsschicht den Lohn von zwei bis drei Wochentagen. Zum Glück hilft ihr Kollege Nagappan mit seinem Fahrrad zumindest beim Transport nach der ersten Zapfrunde.