Thailand ist der größte Gummiproduzent der Welt. Fair Rubber e.V. hat dort zwei kleinere Lieferantenpartner, denen in der Region Surat Thani zu Beginn des Jahres 2022 ein dritter folgte. Im Mai reiste erstmals nach Rücknahme der Coronabeschränkungen eine Delegation des Vereins in die Region, um sich mit Gummizapfer*innen und Kleinbäuerinnen und -bauern des neu gegründeten Verein „Surat Thani Sustainable Rubber Association“ (SRA) über aktuelle Entwicklungen im Fair Rubber-Programm auszutauschen. Zentrales Ereignis während des Besuchs war die Mitgliederversammlung, an der rund 100 Personen teilnahmen. Auf dem Programm standen eine Erweiterung des Vorstands, Entscheidungen über die Verteilung der Fair Rubber-Prämienzahlungen und die Diskussion eines Fair Rubber-Entwicklungsplans.
Die Begeisterung der Kleinbäuerinnen und -bauern, über ihre Belange eigenständig entscheiden zu können, war allenthalben zu spüren. Der Fair Rubber Verein fordert von seinen kleinbäuerlichen Lieferantenpartnern einen Entwicklungsplan, in dem Maßnahmen zur Verbesserung der lokalen Situation beschrieben werden. Die inhaltliche Ausgestaltung überlässt der Verein seinen Partnern vor Ort – sie wissen am besten über die Bedürfnisse und Notwendigkeiten der Produzent*innen Bescheid. Der erste Entwurf für den Plan in Surat Thani sieht einen Mix vor: Er beinhaltet die direkte Auszahlung der Fair Trade-Prämie zur Einkommenssteigerung von Zapfer*innen und Kleinbauern und bäuerinnen, soziale Gemeinschaftsprojekte und die Förderung von ökologischen Maßnahmen, etwa durch die Bereitstellung von organischem Dünger und Setzlingen für den Kautschukanbau im Agroforstsystem. In den kommenden Monaten soll der Plan verfeinert und dann beschlossen werden. Zudem baut die SRA ihre Verwaltungs- und Managementstrukturen weiter aus, um die mit der großen Nachfrage einhergehenden Fair Trade-Prämienzahlungen so effektiv wie möglich zu verwenden.
Die in der SRA vereinten Erzeuger*innen liefern den Kautschuk an das Fair Rubber Mitglied Reckitt, das einen hohen Latexbedarf zur Herstellung von Kondomen hat. Mittlerweile sind bereits über 600 Kleinproduzent*innen Mitglied der SRA. Um den Bedarf nachhaltig zu decken, strebt der lokale Verein die Zahl von 1.000 Mitgliedern an – damit ist die SRA einer der größte Lieferantenpartner des Fair Rubber Vereins.
Aber auch kleinere Lieferantenpartner spielen eine wichtige Rolle im Fair Rubber-Netzwerk und sind Beispiel für vor Ort gelebte Solidarität. Auf der Jahresversammlung der Klong Pom Phatthana 95-Gruppe, eines weiteren Lieferantenpartners in Hat Yai im Süden Thailands, beschlossen die rund 50 Mitglieder, dass alle Zapfer*innen, Kleinbäuerinnen und -bauern den gleichen Betrag an Fair Trade-Prämien erhalten sollen. So profitieren die Produzent*innen, die weniger Kautschuk produzieren – weil sie beispielsweis über weniger Land oder Bäume verfügen – stärker als jene, die mehr Gummi erzeugen. Besonders eindrucksvoll ist die Entscheidung der Mitglieder, auf einen Teil der Prämie zu verzichten, um einem an Krebs erkrankten Kind aus der Gemeinde eine medizinische Behandlung zu finanzieren.
Mit jedem Gummiprodukt aus fairem Handel fördern Kund*innen Erfolgsgeschichten wie die beschriebenen – nicht durch Spenden, sondern durch bewusste Kaufentscheidungen.