Abschied – ein paar persönliche Gedanken

Mein erster Versuch, einen Erzeuger von Naturkautschuk zu finden, der willenswar, ein paar 100 kg Naturkautschuk unter ‚Fair Trade’ Bedingungen für dieFußbälle, die ich damals verkauft habe, zu liefern, liegt 15 Jahre zurück. Am Endedes Jahres 2020 bezogen die Mitglieder/Lizenznehmer des Fair Rubber e.V. (deraus meinen ersten Bemühungen entstanden war), 270 Tonnen DRC (Dry RubberContent – Gummi-Trockenmasse) und bezahlten die entsprechende Fair TradePrämie für dieses Volumen an Lieferantenpartner in Indonesien, Sri Lanka,Indien, Thailand … Ein Auditbericht einer dieser Gruppen enthielt Angaben zueiner weiteren Steigerung: Die Gruppe von 277 Zapfern (laut Satzung könnenhier nur aktive Zapfer Mitglied werden,) hat beschlossen, weitere 100 ihrerKollegInnen aufzunehmen. Obwohl das Fair Rubber e.V. Mitglied, das von dieserGruppe kauft, für das zweithöchste (und regelmäßige) Fair TradeHandelsvolumen verantwortlich ist, bekommen 377 Zapfer nunmehr nur nochein kleines Zusatzeinkommen von ca. EUR 15/Monat (EUR 180 im Jahr). Das istdie konkrete Wirkung unsere Fair Trade Prämie von EUR 0,50/kg DRC vor Ort –ein Betrag, der offensichtlich der Bezeichnung ‚gerechte Verteilung’ in keinerWeise gerecht wird – aber trotzdem besser für die Betroffenen ist als Papiere mithehren Versprechungen. Wenn Sie diese Zeilen lesen, bin ich nicht mehrGeschäftsführer des Fair Rubber e.V. – ich habe doppelte Staatsbürgerschaft -und beide Staaten haben mir mitgeteilt, dass ich das Rentenalter erreicht habe-ein Wink mit dem Zaunpfahl. Aber: Sind EUR 15/Monat Zusatzverdienst füreinen Zapfer ein ‚Er-folg’, auf dem man ‚ruhen’ kann? Verglichen mit derSituation vor 15 Jahren – und der Lage, in der sich die absolute Mehrheit vonNaturkautschuk-ProduzentInnen weiterhin befindet – können wir wohl einwenig stolz darauf sein, dass der Faire Handel mit Naturkautschuk von kgauf hunderte von Tonnen angewachsen ist. Und ich bin froh, dass ich dieVerantwortung an meinen Nachfolger zu einem Zeitpunkt übergeben kann, andem die Zahl der Anfragen von Firmen, die sich am fairen Gummi-Handelbeteiligen wollen, ständig zunimmt: eine Kosmetikfirma, ein Bauzulieferer, …Trotzdem ist klar, dass der Fair Rubber e.V. die globale ungerechte Verteilungder Nutzen aus dem Naturkautschuk-Handel nie wird ausgleichen kön-nen. Aberwir haben den Beweis angetreten, daß Fair Trade Prämien Zahlungen, die vieleInsider als ‚unrealistisch hoch’ bezeichnen, möglich sind und Tausenden vonbenachteiligten Produzenten in bescheidenem Umfang helfen. Ich wünschemeinem Nachfolger, dass der Zuwachs anhält – und dass womöglich inabsehbarer Zeit sogar ein Autoreifenhersteller als Mitglied dazu kommt. Der FairRubber e.V. steht am Anfang – und ich werde (als Berater) hoffentlich bei diesemDurchbruch noch mit dabei sein. mk