Eine gerechte Verteilung der Wertschöpfung?

Die Global Platform for Sustainable Natural Rubber, eine Industrievereinigungder Auto- und Reifenindustrie, hat vor kurzem ein Dokument mit dem TitelGPSNR Desired State’ veröffentlicht. Dort heißt es: „Die globale Plattform fürnachhaltigen Naturkautschuk setzt sich für die Schaffung einer nachhaltigenglobalen Naturkautschuk-Wertschöpfungskette ein, indem sie hohe Standards inden folgenden Bereichen gewährleistet: Umwelt, Soziales, Wirtschaft.“ Es folgen zujedem dieser Bereiche Spiegelstriche, z.B.: „gerechte Verteilung derWertschöpfung“. Zur Erklärung heißt es: „Gerechte Verteilung der Wertschöpfungvon Naturkautschuk innerhalb und zwischen den begünstigten Gemeinschaften auflokaler, regionaler und globaler Ebene“, und weiter: „… existenzsichernde Löhne,die von allen an der Wertschöpfungskette Beteiligten verdient werden.“ Dernächste Spiegelstrich, ‚Haushalte, die vom Naturkautschuk abhängen’ wird wiefolgt erklärt: „Sichere und verläßliche Einkommen durch Lieferflexibilität ohnenennenswerte Ertragslücken.“

Abgesehen davon, dass die GPSNR zweieinhalb Jahre für die Veröffentlichunggebraucht hat – was bedeutet ‚Gerechte Verteilung der Wertschöpfung‘, was istein ‚sicheres und verläßliches Einkommen’ oder ‚existenzsichernde Löhne’ inEUR und Cents? Und, wichtiger: Welche Schritte werden unternommen, um dieseZiele zu erreichen? Beim Fair Rubber e.V. haben wir nie viel Zeit auf den Versuchverwandt, einen existenzsichernden Mindestlohn zu berechnen – das wirdandernorts von offiziellen stellen und Nichtregierungsorganisationen zur Genügegemacht. Statt dessen haben wir uns darauf konzentriert, das tatsächlichvorhandene Ungleichgewicht in der Wert-schöpfung etwas auszugleichen: Aufder einen Seite stehen Kleinbauern und Plantagenarbeiter-Innen, derenEinkommen oft nicht ausreicht, um die Kinder zur Schule schicken zu können.Auf der anderen Seite sind die Hersteller und Käufer von Autos – die, wenn dieKriterien des Fair Rubber e.V. angewandt würden, genau um EUR 6/Fahrzeug‚teurer’ würden. Es liegt an den Autoherstellern, den Worten Taten folgen zulassen – sie sind die Hauptabnehmer der Reifen.